Teil 2: Handlungsmöglichkeiten

Selbstversorgung

Die Abhängigkeit von globalisierten Lieferketten ist durch die Corona-Pandemie sehr deutlich geworden. Doch es gab auch schon früher Anlässe, am Sinn von weiten Transporten und intransparenter Lieferketten zu zweifeln. Da waren z.B. diverse Skandale wie EHEC, Dioxin im Speisefett oder BSE. Zweifelhafte Sozialstandards mit sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen haben gelegentlich und kurzzeitig die Kauflaune getrübt. Die Bilder davon, unter welchen ökologischen Umständen „unsere“ Rohstoffe gewonnen werden (Ölsande in Kanada, Goldschürfer in Brasilien, Kohletagebaue in Kolumbien oder Australien, Neodym- und Kobaltschürfer im Kongo usw.), möchten wir am liebsten vergessen. 
Die verteilte, globalisierte Produktion verschleiert vollständig die Herkunft und Werdegang von Dingen und löst sie aus ihrem Kontext. Wir haben kein Gefühl mehr für Produktionsbedingungen, Angemessenheit, Knappheiten, Schädigungen oder Ungerechtigkeiten. Ab und zu schreckt ein Skandal oder Unfall die Öffentlichkeit auf (z.B. die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon), danach beruhigen sich alle wieder. Dabei ist nicht der Skandal, nicht der Unfall das große Problem, sondern der reguläre Normalfall. Es ist „normal“, dass bei Ölbohrungen 1-2% der Fördermenge entweichen, was viel mehr ist, als bei einem Tankerunglück freigesetzt wird. Es ist „normal“, dass für unsere Kosmetika, Lebensmittel und andere Stoffe der Tropische Regenwald durch Palmölplantagen ersetzt wird. Es ist „normal“, dass Waffen ins Ausland verkauft werden. Es ist „normal“, dass gefühlt 80% aller Waren im Supermarkt in Plastik verpackt sind. Es ist „normal“, dass unerwünschte Pflanzen und Tiere mit Gift getötet werden.
Wenn Prozesse so außerhalb unserer Wahrnehmungsfähigkeit ablaufen, werden wir blind und es gehen unsere Urteilsfähigkeit und Empathie verloren. Deshalb ist es gut, viele Stufen der Versorgung wieder in die eigenen Hände zu nehmen.
Der Slogan „regional und saisonal“ ist aus solchen Sorgen entstanden. Lange schon sind Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten aus unserem Dorf abgewandert samt der zugehörigen Arbeitsplätze. Dabei haben wir in Grebin die Ressourcen, um zumindest bei Lebensmitteln ein Stück weit unsere Selbstversorgung wieder zurück zu gewinnen, einen Dorfladen betreiben und sonstige Daseinsvorsorge in Eigenregie realisieren.
Damit stärken wir unsere Widerstandsfähigkeit ("Resilienz") und passen uns proaktiv an die sich verändernden Bedingungen an. Gleichzeitig lernen wir dabei, gut mit unseren eigenen Mitteln zu leben ("Suffizienz").

Potential: Versorgung in eigene Hände nehmen



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