Teil 2: Handlungsmöglichkeiten

Sprache und Begriffe: Wachstum

Wenn man vor hundert Jahren gefragt hätte: Was ist Wachstum?, so wäre sicher die Rede vom Wachsen und Vergehen der Pflanzen gewesen, davon, dass die Kinder schon so groß geworden sind und ähnliches mehr. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, dass etwas unendlich weiter wächst. Im Gegenteil: „Bäume wachsen nicht in den Himmel“ lautete ein gängiges Sprichwort. Und bei den kleinen Hütten und noch kleineren Betten wäre es ungünstig gewesen, wenn die Kinder nach dem Großwerden nicht mit dem wachsen aufgehört hätten.
Heute kommen solche Gedanken kaum noch. Wachstum soll unendlich sein, niemals aufhören, und erst recht nicht soll etwas wieder vergehen. Diese mathematisch geprägte Auffassung hat sich völlig von der Natur gelöst. Es ist deshalb kein Wunder, dass die Natur darunter leidet (und auch wir Menschen, denn wir sind Teil der Natur).
Wie ein Trommelfeuer prasseln die Forderungen nach und die Lobeshymnen auf das wirtschaftliche Wachstum von allen Seiten. Es gibt keine politische Partei im Bundestag, die es nicht tut.
Niemand hat jedoch je erklärt, wie es überhaupt möglich sein kann, in einer endlichen, begrenzten Welt unendlich, über alle Grenzen hinaus zu „wachsen“. Es gibt diese Erklärung einfach nicht, weil sie ja naturgesetzlich unmöglich ist.
Statt dessen werden nette, aber inhaltsleere Wörter kreiert wie z.B. „nachhaltiges Wachstum“ oder „grünes Wachstum“. Sie sind reine Augenwischerei und Nebelkerzen und deshalb schädlich, weil sie uns von den Konsequenzen ablenken und zu falschem Handeln führen.
Die Logik dieses Wachstumsbegriffes gibt kein Ende vor, keinen Punkt oder Ereignis, ab dem etwas „genug“ ist. Die Wirtschaftswissenschaften hätten ein dickes Problem damit, eine Gesellschaft ohne Wachstum zu beschreiben.
Doch ein solches Wachstum passt nicht mehr ins 21. Jahrhundert. 

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