wissenschaftlich-technische Hybris


In den letzten Jahrzehnten haben technische Neuerungen einen globalen Siegeszug angetreten. Welche Auswirkungen sie auf die Lebenswelt haben, ist nur zu einem kleinen Teil überblickbar.  Die kurze Zeitspanne von 20, 30 oder 50 Jahren ist für ökologische Aussagen einfach nicht ausreichend. Dennoch werden tiefgreifende, z.T. irreversible Veränderungen vorangetrieben mit der Behauptung, das sei wissenschaftlich gesichert und technisch ausgereift.  

Doch was heißt "ausgereift"?

Evolutive, ökologische und soziale Prozesse dauern teilweise sehr lange, womöglich Jahrhunderte oder Jahrtausende. 
Wie können Menschen ernsthaft behaupten, nach kurzen zwanzig oder vierzig Jahren der Forschung und Manipulation eine sichere Aussage über die weitere Entwicklung machen zu können?
Hinzu kommt die Komplexität der Prozesse - also die unglaublich vielen Möglichkeiten der Wechselwirkung. Die Chemiker und Toxikologen beispielsweise sind nicht entfernt in der Lage, die möglichen Wechselwirkungen  der inzwischen vermutlich eine Million synthetisierter Stoffe zu beschreiben. 

Wenn unsere Wissenschaft und Technik in den Dienst von Profitmaximierung gestellt werden,  kann das zu menschenverachtender Hybris führen. Contergan, Tschernobyl und Fukushima sind traurige Zeugen davon.
Die Eingriffe in die Natur haben heute nicht nur regional und zeitlich begrenzte Auswirkungen, sondern weltweite und ggf. für viele Jahrtausende. Dazu gehören beispielsweise radioaktive Abfälle, genveränderte Organismen, ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten, Schäden durch Fracking, Klimawandel usw..

Auch Wissenschaft und die ihr zu Grunde liegende Erkenntnistheorie entwickeln sich. 
Die heutige Naturwissenschaft, auf die wir da vertrauen, ist noch recht jung. 
Wir wissen nicht, ob ihre Fundamente tragfähig genug sind.